Warum wir Pétanque lieben
Das Schöne an Pétanque ist, wie unglaublich inklusiv dieser Sport ist. Grundtechniken und -regeln sind an einem Abend erlernbar und man macht anfangs schnelle Fortschritte. (Um oben mitspielen zu können, muss man allerdings sehr viel trainieren.) Zwar gibt es bei Meisterschaften eigene Bewerbe für Kinder, Jugendliche, Männer, Frauen und Senior:innen über 55, bei den allermeisten Turnieren spielen alle diese Gruppen aber gemischt. Vom frühen Teenageralter bis weit ins Pensionsalter hinein kann man bei Wettbewerben konkurrenzfähig sein. Und beim lockeren Spiel im Park spielen sowieso alle zusammen. Apropos Park: Viel Geld für Ausrüstung braucht es nicht, ein Untergrund aus Kies, Erde, Sand oder Schotter und ein Set Kugeln reichen für den Anfang völlig aus. Auch das ist Inklusion.
Menschen mit Behinderung wurden beim Pétanque von Beginn an mitgedacht, z.B. ist genau geregelt, wie ein Rollstuhl im Abwurfkreis zu stehen hat. Kein Wunder, schließlich wurde Pétanque extra für einen körperlich eingeschränkten Menschen erfunden. 1907 entwickelte Ernest Pitiot für seinen Freund Jules Le Noir, der aufgrund von Rheuma die drei notwendigen Anlaufschritte beim Jeu Provençal nicht mehr machen konnte, eine Abwandlung dieses auch heute noch in Südfrankreich populären Spiels. Ohne Anlauf, aus dem Stehen und mit kürzeren Wurfdistanzen. „Geschlossene Füße“ (französisch „pieds tanqués“) heißt im provenzalischen Südfranzösisch „ped tanco“. Voilà! Pétanque war geboren. Heute wird es in rund 100 Ländern von Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen, mit und ohne Behinderung gespielt.
Text: Stefan Kálnoky